Berlin, Fulda (cif). Zu einem Fachgespräch über das wichtige Thema "Fachkräftemangel in der Pflege" trafen sich der Geschäftsführer der Arbeiterwohlfahrt (AWO) Nordhessen, Michael Schmidt, der Fuldaer Diözesan-Caritasdirektor Dr. Markus Juch sowie die zuständige Altenhilfe-Ressortleiterin Kristin Klinzing mit dem Fuldaer Bundestagsabgeordneten Michael Brand in Berlin. Begleitet wurde die nordosthessische Delegation zudem noch durch Anja Braselmann vom Regierungspräsidium Kassel, mit der Michael Schmidt die Gesprächsrunde in Berlin gemeinsam initiiert hatte. Mit dabei beim "Round Table" von Michael Brand war auch der Pflege-Experte und Berichterstatter der CDU/CSU im Gesundheitsausschuss, Dr. Roy Kühne. Einhelliges Ziel der gesamten Gesprächsgruppe war es, Lösungsansätze zur Bewältigung der Fachkräfteproblematik in der Pflege in Nord- und Osthessen zu finden sowie dringende Unterstützungsbedarfe aus Sicht der Praxis zu besprechen.
Der Fachkräftemangel in der Pflege ist mittlerweile ein überall präsentes Thema, denn seine Auswirkungen spüren längst nicht mehr nur die Pflegebedürftigen und ihre Angehörigen, sondern auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Pflegeeinrichtungen müssen die Folgen des Kräftemangels erdulden. Tagtäglich werden sie mit dem sich immer mehr verschärfenden Problemen konfrontiert und müssen darüber hinaus unbesetzte Fachstellen so gut es geht im Arbeitsalltag kompensieren.
Das Institut für Wirtschaft, Arbeit und Kultur veröffentlichte erst Mitte November im Auftrag des Hessischen Ministerium für Soziales und Integration aktuelle Zahlen und Hochrechnungen zur Arbeitsmarktsituation in der Pflege in Hessen. Diese Erhebung macht deutlich, dass das Pflegesystem - sowohl bezüglich des Krankenhausbereiches als auch in der ambulanten oder stationären Langzeitpflege - vor enormen Herausforderungen steht. Aktuelle Hochrechnungen sagen voraus, dass sich die Anzahl der pflegebedürftigen Menschen aufgrund der weiterhin alternden Gesellschaft von derzeit 2,7 Millionen Betroffenen auf voraussichtlich 3,6 Millionen im Jahr 2030 erhöhen wird.
"Das Thema Pflege ist ins Zentrum des politischen Handelns gerückt", so MdB Michael Brand beim Gespräch. Mit mehr Stellen, mehr Auszubildenden, einer besseren Bezahlung und besseren Arbeitsbedingungen setze man alles daran, die Situation der Pflegekräfte zu verbessern. Der Bundestag habe bereits Regelungen beschlossen, die von der Regierung nun umgesetzt werden. Beispiel dafür seien die deutlich verstärkten Bemühungen um Fachkräfte aus dem Ausland. So kümmere sich eine neue Agentur um Visa und Arbeitserlaubnis. Krankenhäuser, Pflegeheime und andere Einrichtungen könnten ihren Bedarf an die Deutsche Fachkräfteagentur für Gesundheits- und Pflegeberufe (DeFa) melden. "Wertschätzung für gute Pflege und hochengagierte Pflegekräfte braucht es auch stärker - und da ist jeder einzelne gefordert", betonte Brand und dankte für den "intensiven Austausch mit den Experten von Caritas und AWO bei der Konzeption von praxisnahen Ansätzen.
"Wir benötigen in Zukunft allein schon demographisch bedingt deutlich mehr Pflegekräfte als heute", unterstrich Geschäftsführer Schmidt gegenüber dem Bundestagsabgeordneten Brand. "Hinzu kommt, dass viele unserer Pflegekräfte innerhalb der nächsten zehn Jahre die Rentenaltersgrenze erreichen und in den Ruhestand gehen werden!" Für Hessen gehe der Pflegemonitor davon aus, dass allein im Bereich der Altenpflege bis zum Jahr 2035 über 12.000 neue Pflegekräfte benötigt würden, um den erhöhten Bedarf an Pflegepersonal und den Ausfall von Ruheständlern zu kompensieren.
Diese beunruhigenden Zukunftsszenarien stellten Pflegeheimbetreiber wie die AWO in Nordhessen oder auch die Caritas im Bistum Fulda hinsichtlich der Sicherstellung einer guten Versorgung ihrer Patienten und Heimbewohner vor immense Herausforderungen, so betonten die Gesprächsbeteiligten aus Hessen. Einig war man sich mit Michael Brand darin, dass es gelte, unterschiedliche Lösungsansätze zu entwickeln: Eine der Säulen in diesem Lösungssystem stelle ganz sicher die Anwerbung und Integration ausländischer Pflegekräfte in den deutschen Arbeitsmarkt dar. Für diese herausfordernde Aufgabenstellung arbeiten die AWO Nordhessen und der Caritasverband für die Diözese Fulda bereits mit weiteren Partnern der Region aktiv im so genannten IntIP-Projekt der Hochschule Fulda (Integration internationaler Pflegekräfte in regionale Einrichtungen der Kranken- und Altenpflege) zusammen. Darüber hinaus, so versicherten die Vertreter von Caritas und AWO, versuche man als Vertreter der Freien Wohlfahrtspflege in Hessen, im Rahmen anstehender sozialpolitischer Gespräche immer wieder die Entscheider in Politik und Gesellschaft zu informieren, wie wichtig es sei, das Thema "Pflegefachkräfte" unbedingt vorrangig zu behandeln.
In diesem Sinne sei man dem Bundestagsabgeordneten Brand sehr dankbar für die Bereitschaft gewesen, für dieses Fachgespräch in Berlin zusammenzukommen: "Wir sind zuversichtlich, dass Michael Brand unsere Sorgen zum Thema "Pflege" ernst nimmt und in den geeigneten bundespolitischen Gremien in unserem Sinne zur Sprache bringen wird", resümierte Markus Juch die Zusammenkunft.