Mainz. Etwa siebeneinhalb Mal hat Rainer von Scharpen rechnerisch die Erde umrundet. Seit 41 Jahren hat er insgesamt 121 Hilfstransporte nach Polen organisiert und dabei Hilfsgüter und Sachspenden wie Kleidung, Lebensmittel oder medizinische Güter von Mainz nach Danzig gebracht, jedes Mal selbst am Steuer sitzend. Unterstützt wurde er auch von der Caritas im Bistum Mainz. Kürzlich hat Rainer von Scharpen vom Erzbischof in Danzig den Päpstlichen Verdienstorden Benemerenti erhalten. Nun hört er altersbedingt auf.
Herr von Scharpen, Wie kam es zu dem Engagement?
Auf einer Fahrt nach Polen, die mich - lang ersehnt - im August 1981 erstmals seit der Flucht im Januar 1945 in meine Heimatstadt Zoppot bei Danzig führte, begegnete ich der Not der dortigen Bevölkerung. Wieder zurück in Mainz fing ich an, in meiner Schule Schuhe zu sammeln. Der für den Transport vorgesehene LKW aus Bingen war überladen, und so organisierte ich über den ersten Advent 1981 selbst einen Transport.
Warum engagieren Sie sich seit so vielen Jahren in diesem Bereich?
Weil es sinnvoll ist. Ich fand in Danzig großartige Partner in der Gemeinde meiner Taufkirche, später bei der Caritas und viele Helfer in Mainz und Umgebung. Da ich jeden Transport selbst fuhr, konnte ich die Hilfe veränderten Bedürfnissen anpassen: von Schuhen, Kleidung und Lebensmitteln über medizinische Güter hin zu Pampers für das 26-Betten-Hospiz der dortigen Caritas.
Welche Schwierigkeiten sind Ihnen begegnet?
Wir fuhren bei jedem Wetter, und das war nicht immer günstig. Am schlimmsten aber waren die langen Wartezeiten beim Grenzübertritt und die Schikanen der einstigen DDR-Grenzer.
Was war ihr schönstes Erlebnis?
Zu erleben, wie unsere Hilfe ankam: Mädchen im Behindertenheim in Sportanzügen des Turnvereins Laubenheim, einer unserer Rollatoren in den Händen einer Greisin.
Oder die Achtjährige, die unverhofft ein Paar Schuhe von uns bekam und in Tränen ausbrach.
Was sind Ihre Pläne für die nächste Zeit?
Nach 41 Jahren und rund 300.000 im Pendelverkehr gefahrenen Kilometern darf ich mich langsam ausruhen - auch hier vor Ort kann ich helfen.
Interview: Caritasverband für die Diözese Mainz
Der Caritasverband für die Diözese Mainz hat in den vergangenen Jahrzehnten Mitverantwortung für die Transporte übernommen, indem er jeweils die für den Grenzübertritt nach Polen erforderlichen Begleitpapiere ausgestellt hat. Vereinzelt hat sich der Diözesancaritasverband auch an den Transportkosten beteiligt, wenn die von Herrn von Scharpen hierfür eingeworbenen Spenden mal nicht ausreichten, um die Mietkosten für die LKW vollständig zu decken. Der Caritasverband für die Diözese Mainz dankt Rainer von Scharpen, seiner Ehefrau Wiltrud von Scharpen und allen Helferinnen und Helfern, die durch ihre jahrelange engagierte Tätigkeit Hilfe im Dienste der Caritas und der deutsch-polnischen Freundschaft geleistet haben.
Kontakt Rainer von Scharpen:
Mail: rainervonscharpen@t-online.de
Tel. 06131 - 71727