(cif). Am Montag erfolgte der symbolische Spatenstich für ein neues Projekt des Caritasverbands für die Diözese Fulda: In Linsengericht-Altenhaßlau beginnt bald der Umbau und die Erweiterung des ehemaligen Pfarrhauses zu einer stationären Kinder- und Jugendwohngruppe. Träger der Einrichtung ist der Jugendhilfeverbund St. Elisabeth. Die bauliche Umsetzung markiert den Start eines Angebots, das Kindern im Alter von etwa sechs bis dreizehn Jahren einen stabilen, geschützten Lebensort in pädagogisch betreuter Gemeinschaft ermöglicht.
Das rund 1.040 Quadratmeter große Grundstück bietet dafür ideale Voraussetzungen: Der Altbau mit einer ursprünglichen Wohnfläche von 230 Quadratmetern bleibt in seiner Grundstruktur erhalten und wird sorgfältig renoviert. Ergänzt wird er durch einen modernen Neubau. Durch den neuen Eingangsbereich werden beide Gebäudeteile funktional und architektonisch miteinander verbunden. Die Gesamtwohnfläche wächst damit auf 284 Quadratmeter.
Im Altbau entstehen künftig Gemeinschaftsräume wie Küche, Ess- und Wohnzimmer. Der Neubau wird neun Einzelzimmer für die Kinder, ein Nachtbereitschaftszimmer sowie ein Büro- und Besprechungsraum umfassen. Der großzügige Garten wird zu einem geschützten, naturnah gestalteten Außenbereich mit vielfältigen Spiel- und Freizeitmöglichkeiten umgestaltet.
"Unsere neue Wohngruppe bietet Heranwachsenden eine verlässliche Tagesstruktur in einem Umfeld, das Sicherheit, Zugehörigkeit und Entwicklung ermöglicht - mit individueller Begleitung durch pädagogische Fachkräfte im 24-Stunden-Dienst", erläutert Christof Schneider, Leiter des Jugendhilfeverbunds St. Elisabeth. Grundlage ist ein sozialraumorientiertes Konzept: Die Kinder bleiben weitgehend in ihrem vertrauten Umfeld, besuchen wie gewohnt Schule, Vereine oder Freizeitangebote. In enger Zusammenarbeit mit dem Jugendamt des Main-Kinzig-Kreises und den Herkunftsfamilien wird - wenn möglich - die Rückkehr in die Familie vorbereitet.
Mit der neuen Einrichtung erweitert die Caritas ihr Angebot im Main-Kinzig-Kreis gezielt. In Altenhaßlau ist der Caritasverband Main-Kinzig-Kreis bereits mit ambulanten Diensten der Familien- und Jugendhilfe aktiv. Diese begleiten Kinder, Jugendliche und Familien in schwierigen Lebenssituationen und bieten Unterstützung im schulischen, familiären oder sozialen Bereich. Nur rund 700 Meter Luftlinie entfernt - auf der anderen Seite der Bahnlinie in Gelnhausen - befinden sich außerdem das Hospiz St. Elisabeth Kinzigtal sowie zahlreiche Beratungsdienste des Regional-Caritasverbands.
Die stationäre Jugendhilfe wird mit diesem Projekt erstmals in Linsengericht-Altenhaßlau vertreten sein. Kooperationen mit Schulen, Vereinen und weiteren lokalen Partnern sind geplant und sollen nach Inbetriebnahme der Einrichtung systematisch aufgebaut werden.
Die Gesamtbaukosten des Projekts, einschließlich des Erwerbs der Immobilie, belaufen sich auf rund 1,6 Millionen Euro. Auch in puncto Nachhaltigkeit setzt die Caritas ein starkes Zeichen: Eine rund 200 Quadratmeter große Photovoltaikanlage wird jährlich etwa 30.000 Kilowattstunden umweltfreundlichen Strom erzeugen. Die Beheizung des Gebäudes erfolgt über eine energieeffiziente Wärmepumpe. Zwei Elektro-Pkw und ein E-Lastenrad werden durch bidirektionales Laden in das Energiekonzept integriert. Überschüssiger Strom wird in einem
stationären Stromspeicher mit 44 Kilowattstunden Kapazität vorgehalten. Ergänzt wird das Konzept durch eine Regenwassernutzung für die Gartenbewässerung und eine klimaangepasste Gestaltung der Außenanlagen, insbesondere im Hinblick auf Hitzeschutz und Versickerung.
"Mit diesem Projekt entstehen nicht nur neue Räume zum Leben, sondern auch ein Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit und sozialer Verantwortung in der Region", betont Ansgar Erb, Vorstand des Caritasverbands für die Diözese Fulda. "Wir freuen uns, mit der neuen Wohngruppe ein verlässliches und zukunftsorientiertes Angebot für Kinder und Familien im Main-Kinzig-Kreis zu schaffen."
Im Rahmen des Spatenstichs würdigte der Caritasverband die wertvolle Unterstützung durch die Kirchengemeinde St. Raphael, die das Grundstück für die neue Wohngruppe zur Verfügung stellte. Auch der Gemeinde Linsengericht mit Bürgermeister Albert Ungermann sowie dem
Main-Kinzig-Kreis galt besonderer Dank - für das verlässliche Miteinander und die engagierte Begleitung des Projekts von Beginn an.
Bürgermeister Albert Ungermann erinnerte daran, dass das Gebäude in der Zeit der Coronapandemie vorübergehend als Arztpraxis genutzt wurde. Er betonte, wie sehr man sich darüber freue, dass die Caritas den Standort Altenhaßlau für sich gewählt habe, und versprach, die Gemeinde werde das Projekt bestmöglich unterstützen.
"Das Bauen ist ein wichtiger Bestandteil unseres Verbands", erklärte Dr. Markus Juch, Caritasdirektor. "Nur mit hochqualifiziertem Personal gelingt die Begleitung von Kindern und Jugendlichen in schwierigen Lebensphasen. Wir sind sehr dankbar, dass die Pfarrgemeinde dieses Projekt durch die Bereitstellung des Gebäudes überhaupt erst möglich gemacht hat." Prälat Christof Steinert erbat Gottes Segen für das Vorhaben und die künftige Arbeit in der neuen Einrichtung. Die Eröffnung der Einrichtung ist spätestens für das Jahr 2026 geplant.
Leiter des Jugendhilfeverbunds St. Elisabeth Christof Schneider, Prälat Christof Steinert und Caritasdirektor Dr.Markus JuchMiriam Rommel/ Caritas FD