Mainz. Der Limburger Bischof Georg Bätzing hat das Bild "einer dienenden Kirche" als "ungemein tröstlich und ermutigend" bezeichnet: "Bedeutet die Rückkehr zu einer dienenden Kirche doch auch, dass sich die Überbringerin der Botschaft aus einem für viele anstößigem Selbstwiderspruch befreien und ihrer Botschaft zu neuer Kraft verhelfen kann", sagte Bätzing am Dienstagabend, 11. November, beim traditionellen St. Martinsempfang im Ketteler-Saal des Erbacher Hofes in Mainz. In der Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung werde deutlich, dass sich sowohl Kirchenmitglieder als auch Konfessionslose "die Kirche als gesellschaftliche Akteurin mit einem profiliert diakonischen Profil wünschen". Sein Vortrag stand unter der Überschrift "Auswege aus der Vertrauenskrise: Die Kooperation der Hoffnungsvollen".
Dabei sei Kirche "nicht das einzige Instrument zum Aufbau des Reiches Gottes", betonte Bätzing. Daher sei es notwendig, "dass wir Ausschau halten nach möglichen Kooperationspartnerschaften mit Menschen guten Willens". Und weiter: "Nicht auf die Unglückspropheten und Angstmacher richtet sich unser Blick, sondern auf Kooperationen der Hoffnungsvollen, mit denen wir gemeinsam für Gerechtigkeit, Frieden und die Bewahrung der Schöpfung eintreten wollen."
Der Limburger Bischof Georg Bätzing spricht auf dem St. Martinsempfang des Katholischen Büros im Erbacher Hof in Mainz.Foto: Caritasverband für die Diözese Mainz e.V.
Ein Blick auf das Leben des heiligen Martin zeige, dass dieser "den Einsatz für Gerechtigkeit an oberste Stelle setzte und dabei nicht davor zurückscheute, sich auch in politische Belange einzumischen. Denn praktizierter Glaube in Gebet und Nächstenliebe ist niemals vom Ringen darum zu trennen, was wahr und tragfähig ist." Wörtlich sagte Bischof Bätzing: "In den grundlegenden Debatten des gesellschaftlichen Diskurses und den sich daraus ergebenden Gesetzesinitiativen wird man auch künftig mit Stimmen aus dem Raum der Kirche rechnen müssen - nicht, weil wir besondere Freude daran hätten, als "Störenfriede" aufzutreten, sondern weil uns durch das Evangelium aufgetragen ist, für Frieden und Verständigung zu streiten und dabei möglichst viele Menschen einzubeziehen, gerade auch diejenigen, die nicht für sich sprechen können oder am Rande stehen."
Grußwort von Ministerpräsident Schweitzer
Der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Alexander Schweitzer würdigte den Dialog mit den
Kirchen in Rheinland-Pfalz: "Ich habe den Eindruck, dass wir an vielen Stellen gemeinsam unterwegs sind." Dankbar sei er für den Beitrag, den die Kirchen in vielen Bereichen zum Gelingen des gesellschaftlichen Lebens beitrügen, sagte Schweitzer. Der Ministerpräsident würdigte ausdrücklich die Arbeit des Katholischen Büros in Mainz im Miteinander mit der Landespolitik. Ordinariatsdirektor Dieter Skala sei als Leiter des Büros "ein guter Anwalt für die kirchlichen Angelegenheiten, in nachdenklicher und auch durchsetzungsstarker Weise". In seinem Schlusswort dankte der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf allen Beteiligten für das gute Gelingen des Abends.
Zu der traditionellen Begegnung hatte der Leiter des Katholischen Büros Mainz, Ordinariatsdirektor Dieter Skala, über 150 Gäste aus Politik, Kirche und Verwaltung im Ketteler-Saal des Erbacher Hofes begrüßt: "Als Kirche, ja als beide großen Kirchen, bekennen wir uns zu diesem Rechtsstaat und verteidigen ihn", betonte Skala. Und weiter: "Wir tun dies nicht nur um unserer selbst willen - nein wir haben dabei hinsichtlich der Religionsfreiheit unsere Mitbürgerinnen und Mitbürger jüdischen wie muslimischen Glaubens fest mit im Blick." Mit Blick auf die militärische Bedrohung in Europa hob Skala die grundgesetzlich verankerte Gewissensfreiheit hervor. In der Debatte über die Wiedereinführung des Wehrdienstes erinnerte er an den Grundgesetz-Artikel, dass niemand gegen sein Gewissen zum Kriegsdienst mit der Waffe gezwungen werden dürfe. Neben Ministerpräsident Schweitzer waren unter anderen Staatsminister Doris Ahnen und Clemens Hoch zusammen mit den Staatsekretären Dr. Denis Alt, Andy Becht, Professor Dr. Jürgen Hardeck und Daniel Stich gekommen sowie der Präsident des Verfassungsgerichtshofs, Dr. Lars Brocker.
Aus dem Landtag waren unter anderen vertreten: die Vizepräsidentin Kathrin Anklam-Trapp, der Vorsitzende des Landtagsausschusses für Klima, Energie und Mobilität, Gerd Schreiner (CDU), der kirchenpolitische Sprecher Claus Schick (SPD), die stellvertretende Fraktionsvorsitzende Jutta Blatzheim-Rögler (Bündnis 90/Die Grünen) sowie für die Landtagsgruppe der Freien Wähler deren Vorsitzender Helge Schwab.
Aus den rheinland-pfälzischen Bistümern waren neben Bischof Bätzing und Bischof Kohlgraf unter anderen der Bischof von Trier, Stephan Ackermann, und der Speyrer Bischof Karl-Heinz Wiesemann sowie Weihbischof Jörg Peters aus Trier gekommen; außerdem die Generalvikare Domkapitular Dr. Ulrich Graf von Plettenberg aus Trier, Domkapitular Markus Magin (Speyer), Dompropst Guido Assmann (Köln) sowie Domkapitular Dr. Sebastian Lang gemeinsam mit der Bevollmächtigten des Generalvikars, Ordinariatsdirektorin Stephanie Rieth aus Mainz, und die Bischöfliche Bevollmächtigte, Professorin Dr. Hildegard Wustmans aus Limburg. Musikalisch gestaltet wurde der Abend vom Vokalensemble "Johnny Vocals" vom Johannes-Gymnasium in Lahnstein unter Leitung von Walter Born (Klavier).
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